Das 19. Türchen des LePublikateur Adventskalenders wird dem Verleger und seiner Wirkung gewidmet. Aus aktuellem Anlass: Der gemeine Verleger ist eine selten gewordene Rasse. Unseld, Fischer, Cotta, Krüger – das sind Namen, deren Gesichter als Verlagslogo funktionieren könnten. Der letzte ihrer Art tritt mit Jahresablauf ab und wir warten gespannt, wie es im nächsten Jahr aus München schallt.
Man arbeitet nicht als Verleger. Man ist Verleger
Es gibt sie noch, die Verleger, selbstverständlich. Sie führen Geschäfte und bilden Programme von Verlagen. Oft stehen sie hinter dem Programm und insbesondere hinter den Autoren. Zuweilen stellen sie sich bei Gegenwind auch vor ihre Schützlinge wie kürzlich erst Helge Malchow vor Christian Kracht. Doch es sind seltene Exemplare, die sich von der Masse abheben. Oft scheinen sie sich nur abzuheben, weil die Masse so flach geworden ist.
Es sind nunmehr Zahlenjongleure, Vernetzer und Programmmacher, die an der Verlagsspitze stehen. Dass dort nicht mehr ein Denker lenkt, kein Mensch mehr einem Verlag sein Gesicht gibt, wirkt beschreibend für die sich selbst im Dauerstraucheln begreifende Branche. Die Frage ist, ob keiner mehr einem Verlag sein Profil geben will oder ob der Markt entscheidet, dass es nicht mehr notwendig sei. Letztendlich sind es die Leser, die leiden, weil die Literatur nur noch mager gedeiht.
Moden erkennen, Strömungen abstecken, die Landschaft ausleuchten
Es bleibt der Blick zurück. Dort stehen die großen Verleger wie Pfäle in der Landschaft, an denen sich die Kultur entlanghangelt. Johann Friedrich Cotta, der erkannte wie wichtig es ist, Autoren beständigen Rückhalt zu bieten. Samuel Fischer, der diese Philosophie ins 20. Jahrhundert überleitete und ganze Literaturströmungen erst bekannt machte. Daniel Keel, der quasi als Start-Up den klassischen Literaturbetrieb aufbrach.
Siegfried Unseld, Klaus Wagenbach, Ernst Rowohlt, Carl Bertelsmann; all diese Namen leuchten auf, wenn es um die Erzieher von Autor und Leser, die Vermittler zwischen Elfenbeinturm und Granitboden geht. Nun tritt Michael Krüger ab und hinterläst Jo Lendle Dinosaurierfußstapfen. Wir wünschen beiden eine erfolgreiche Zukunft und hoffen auf die wachsenden Pfäle, die als Stolperfallen missverstanden werden.
Michael Krüger – Der Buchmensch multimedial:
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